„Musik und Konfessionskulturen in der Oberlausitz der Frühen Neuzeit"

Görlitz, 14.-15.09.2012

Von Ute Evers, Augsburg – 16.11.2012 | Am 14./15. September 2012 fand im Rahmen des Themenjahrs »Reformation und Musik« in Görlitz die Herbsttagung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften e.V. zum Thema »Musik und Konfessionskulturen in der Oberlausitz der Frühen Neuzeit« statt. Sie wurde von Thomas Napp (Görlitz) und Christian Speer (Halle a. d. Saale) organisiert. Dabei stand die grenzüberschreitende Rolle der Oberlausitz zwischen Sachsen, Schlesien und Böhmen im Mittelpunkt. Die Publikation der Beiträge in einem Tagungsband ist von den Organisatoren für 2013 geplant.

Die Tagung begann am 14. September mit zwei Abendvorträgen, einem musikwissenschaftlichen und einem theologischen Beitrag: Remigiusz Pospiech (Wrocław/Opole) eröffnete die Tagung mit einem Beitrag zu Musik, Kirche und Konfession am Beispiel Böhmens und Schlesiens. Nach einem einleitenden Gesamtüberblick erörterte er am Beispiel der Stadt Breslau (Wrocław) die vielschichtigen Verknüpfungen und Verbindungslinien. Anschließend sprach Hartmut Kühne (Berlin) über Wunderbrunnen als Objekte lutherischer Frömmigkeit im 17. Jahrhundert am Beispiel der Wunderbrunnen von Hornhausen bei Halberstadt und Gottschdorf bei Königsbrück in der Oberlausitz.
Der zweite Tag begann mit einführenden Vorträgen der beiden Tagungsorganisatoren zur Reformationsgeschichte (Christian Speer) und zur Musikgeschichte der frühneuzeitlichen Oberlausitz (Thomas Napp). Der zweite Teil des Vormittags war den Schwenckfeldern gewidmet, die in den 1720er Jahren vor der Verfolgung in Niederschlesien nach Görlitz und Berthelsdorf bei Herrnhut flohen. Margrit Kempgen (Görlitz) gab einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Schwenckfelder. Dietrich Meyer (Herrnhut) behandelte die theologischen Auseinandersetzungen Caspar Schwenckfelds mit den Lutheranern im 16. Jahrhundert. Abschließend sprach Ute Evers (Augsburg) über die Liedtradition der schlesischen Schwenckfelder.
Zu Beginn der Nachmittagssitzung stellte Rüdiger Laue (Bautzen) mit dem Gesangbuch des Bautzner Stiftsherren Johann Leisentrit ein bedeutendes katholisches Gesangbuch des 16. Jahrhunderts vor. Stephan Aderhold (Berlin/Świdnica) referierte anhand der Ergebnisse seiner Katalogisierungsarbeit zu den Beständen der Friedenskirche in Schweidnitz über deren Musikgeschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ulrich Schöntube (Berlin) stellte die lutherischen Bildprogramme ausgewählter Emporenbildzyklen in Kirchen der Oberlausitz, u.a. in der Bergkirche in Oybin, vor.
In der letzten Sitzung thematisierte zunächst Sven Rössel (Leipzig) das »Musik-Netzwerk« des Zittauer Organisten und Komponisten Andreas Hammerschmidt, das weit über die Oberlausitz hinaus nach Sachsen, Böhmen und Schlesien reichte. Als Schlußvortrag zeigte Hans-Otto Korth (Kassel/Halle a. d. Saale), wie sich eine Melodieformel aus Böhmen im geistlichen Lied überregional verbreitete.