„Studienkurs am Händel-Haus. Händel in Italien und sein Oratorium La Resurrezione"

Halle (Saale), 26.-28.09.2012

Von Laura Sonnabend, Wiesbaden – 21.12.2012 | Im Herbst 2012 veranstaltete das Händel-Haus in Halle an der Saale für fortgeschrittene Studierende der Musik und der Musikwissenschaft einen Studienkurs, der sich mit Georg Friedrich Händels Aufenthalt in Italien beschäftigte und einen Fokus auf sein in dieser Zeit entstandenes Oratorium La Resurrezione legte. Vom 26. bis 28. September erhielten zwölf Studierende aus verschiedenen Ländern Einblicke in die Arbeit der Redaktion der Hallischen Händel-Ausgabe (HHA) und vieler weiterer Bereiche des Händel-Hauses.

Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Inhaber des Lehrstuhls für Historische Musikwissenschaft am Institut für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Dr. Terence Best, Editionsleiter der Hallischen Händel-Ausgabe, begrüßten gemeinsam mit der Leiterin der Abteilung „Bibliothek, Archiv, Forschung" Dr. Konstanze Musketa die Teilnehmer des Studienkurses im Renaissance-Raum des Händel-Hauses und präsentierten das vielseitige Programm des Studienkurses. Annette Landgraf stellte im Folgenden die Hallische Händel-Ausgabe, deren Geschichte, Aufbau und Richtlinien sowie frühere Händel-Ausgaben vor. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen des Hauses mit Frau Dr. Musketa, die den Studienkurs leitete, erfuhren die Studenten viel Wissenswertes über die Arbeit der Redaktion, des Forschungsprojektes, der Bibliothek und der Restaurierungswerkstatt.
Am Nachmittag begrüßte auch Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händel-Festspiele, die Teilnehmer; mit Wolfgang Katschner, dem Leiter der Lautten Compagney Berlin, fand ein Seminar zur Historischen Aufführungspraxis statt, bei welchem Ausschnitte aus Händels La Resurrezione näher beleuchtet werden konnten; darauf folgend führte die Kustodin Christiane Barth die Studenten durch die Ausstellung historischer Musikinstrumente und erläuterte detailreich zum Beispiel Unterschiede in der Bauweise barocker und moderner Instrumente und deren Zusammenhang mit Klang und spielpraktischen Möglichkeiten.
Den ersten Tag des Studienkurses beschloss ein vielschichtiger Vortrag Dr. Juliane Riepes im Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus zu „Händels La Resurrezione im Kontext seiner Italienreise", in welchem sie den Wissensstand und die Quellenlage zu Händels Zeit in Italien und der Uraufführung von La Resurrezione am Osterfest des Jahres 1708 in Rom darlegte, sich kritisch mit der teilweise vorhandenen Diskrepanz zwischen Aussagen über Händels Denken und Fühlen einerseits und dem tatsächlich in Quellen überlieferten Wissen andererseits auseinandersetzte und auch den Studierenden verdeutlichte, wie viel noch nicht erschlossenes Material möglicherweise weitere Aufschlüsse über Händels Italienreise geben könnte.
Mit dem ersten Editionsseminar von Dr. Terence Best aus Brentwood begann der zweite Tag des Studienkurses. Herr Dr. Best erläuterte ausführlich Arbeitsweise und Absichten der Redaktion der HHA. Anhand von Faksimiles von Autographen und Ausschnitten der Direktionspartitur im Vergleich mit Vorwort, Notentext und Kritischem Bericht der HHA brachte er den Studierenden die Schwierigkeiten einer Edition von Werken im Falle Händels näher, die sich aus der – selbstverständlich erfreulicherweise – sehr breit gefächerten Quellenlage und der jedoch oftmals damit zusammenhängenden Überlieferung eines Werkes in zahlreichen Versionen ergibt. Gert Richter, Betriebsleiter des Museums, führte die Studienkursteilnehmer im weiteren Verlauf des Tages durch die Dauerausstellung „Händel, der Europäer" und stellte Konzept und Gestaltung der Ausstellung vor; Bibliothekar Jens Wehmann erläuterte zudem die unterschiedlichen Internet-Projekte der Stiftung Händel-Haus. Nach einer Vorführung des Dokumentarfilms „Händel in Rom" am Nachmittag des zweiten Tages hatten die Studierenden die Möglichkeit mit Olaf Brühl, dem Regisseur, über die Entstehung des Films zu sprechen.
Den dritten und letzten Tag eröffnete ein weiteres Editionsseminar mit Dr. Terence Best zu La Resurrezione, das sich besonders mit Fragen der Instrumentierung beschäftigte. Dr. Ulrich Etscheid vom Bärenreiter-Verlag Kassel sprach anschließend mit den Studierenden vor allem über den aufwändigen Weg vom Manuskript bis hin zur gedruckten Partitur, auch über den eigenen beruflichen Werdegang und über Marktentwicklungen und das Verlagswesen als solches, wodurch die Teilnehmer des Studienkurses wertvolle Einblicke in die Arbeit eines Musikverlages gewinnen konnten.
Bei einer abschließenden Bewertung mit Frau Dr. Musketa und allen Gastdozenten äußerten sich die Teilnehmer positiv zum Gesamtprogramm und zur Organisation des Studienkurses; einige möchten sich gerne für den Kurs des folgenden Jahres wieder bewerben. Sie alle konnten viel über die Arbeitsbereiche des Händel-Hauses, die Vorgehensweise einer Redaktion und die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer Edition erfahren; nicht nur rein inhaltlich, sondern auch im persönlichen Dialog mit Dozenten und anderen Studierenden der Musik und der Musikwissenschaft gewannen sie ein breit gefächertes Bild von der Beschäftigung mit Händel und seiner Zeit sowie der wissenschaftlichen Arbeit überhaupt und konnten somit in jeder Hinsicht viel für ihre Zukunft mitnehmen.