Musik in Diktatur(en). Propaganda, Exil und Machtinstrument

36. DVSM-Nachwuchssymposium

Halle (Saale), 08.-10.12.2023

Deadline: 10.09.2023

Der Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaften e. V. (DVSM) hat es sich zur Aufgabe gemacht, studentische Forschung zu fördern und die Vernetzung der Studierenden des Fachs im gesamten deutschsprachigen Raum voranzutreiben. Eines der wichtigsten Instrumente dafür ist das vom Verein initiierte DVSM-Nachwuchssymposium. Dieses bietet die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, neue Perspektiven auf das Fach kennenzulernen, aber auch das Geschehen auf einer Tagung in einem geschützten Rahmen zu “üben”. Zum Ende dieses Jahres lädt die Institutsgruppe der Abteilung Musikwissenschaft des Instituts für Musik-, Medien- und Sprechwissenschaften (IMMS) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Studierende und Promovierende aller Semester zu sich ein. Mit diesem Call for Papers möchten wir unser Thema vorstellen, euch motivieren, einen Beitrag zum Symposium beizusteuern und zeigen, wie ihr euch einbringen könnt!

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Fast eineinhalb Jahre ist es her, dass Russland seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen das ukrainische Volk begann und in das Land einmarschiert ist. Ein kriegerischer Akt, vollzogen von der russischen Föderation, die von ihrer Regierung innerhalb der letzten Jahre von einer scheinbaren Demokratie in eine Autokratie verwandelt wurde. Und dies, knapp 80 Jahre nachdem mit dem Nationalsozialismus die bis dahin brutalste Diktatur Mitteleuropas zerbrochen war. Eine solche historische Zäsur geschieht niemals ohne tiefgreifende gesellschaftliche Umstürze, von der auch Kultur und Musik nicht unberührt bleiben. Im Angesicht staatlicher Zensur und politischer Interessen dient die Musik in Diktaturen gleichsam als machtvolles Instrument: Als Teil der Propaganda nutzte sie Machthabenden stets als beliebtes Werkzeug zur Massenmobilisierung. Staatlich kontrollierte kulturelle Zensur zwingt Musiker:innen darüber hinaus geradezu in die Rolle einer politischen Positionierung: Der staatlichen Linie treu bleibende Künstler:innen profilieren sich öffentlich als der Obrigkeit folgend und von den Machthabenden abgelehnte Musik wird zum Symbol des Widerstands, während parallel die einzelnen Haltungen künstlerisch tätiger Individuen vielschichtigere Deutungsansätze erfordern.

Im Symposium sollen diese vielgestaltigen Zusammenhänge zwischen Musik und Diktaturen Thema sein. Fokussieren wollen wir uns dabei auf keinen spezifischen geographischen oder historischen Raum und freuen uns über Beiträge, welche die Einflüsse der Musik in jeglichen Diktaturen der Welt besprechen. Gleichwohl wollen wir konkret fragen, ob und wie sich die musikalische Praxis durch diktatorische Strukturen verändert. Wie positionieren sich Künstler:innen in diesen Systemen und wie verbreiten die ins Exil Gezwungenen unter ihnen ihre Kunst? Was machen Musiker:innen oder Komponist:innen, die von einem Tag auf den anderen zu Gegner:innen und Feind:innen erklärt werden? Auf welchen Wegen wird Musik von der Bevölkerung rezipiert? Und welchen Einfluss nehmen Diktaturen generell auf die innere und äußere Landeskultur?

Durch eure Beiträge soll ein Blick auf die musikalische Praxis und Entwicklung in vergangenen und gegenwärtigen Diktaturen geworfen werden. So freuen wir uns, an den drei Tagen des Symposiums und gerne auch darüber hinaus mit euch einen Themenkomplex in den Fokus zu rücken, der nach wie vor ein Forschungsdesiderat in der Musikwissenschaft bildet. In Zeiten, in denen nationalistische Kräfte weltweit versuchen Macht zu erlangen und es immer wieder schaffen, ist es auch die Aufgabe der Wissenschaft, der Menschheit den Spiegel vorzuhalten: sei es durch das Aufzeigen und Dokumentieren der misslichen Entwicklungen oder durch das Erinnern an vergangene Epochen der Weltgeschichte.

Die weiter oben angedeuteten, aber gerne auch weitere Fragen- und Problemstellungen zum Thema sollen aus den Perspektiven aller musikwissenschaftlichen Teilbereiche beleuchtet werden. Folgende Formate stehen für die Beiträge zur Auswahl:

  • Vortrag: regulär (30 Min. Vortrag + 15 Min. Diskussion)
  • Battaglia: Streitgespräch zwischen zwei oder mehr Personen, die verschiedene Sichtweisen auf ein Problem vorstellen (20 Min. Battaglia + 25 Min. Diskussion)
  • Poster: 5–10 Min. Postervorstellung und Beantwortung individueller Fragen zum Poster während der Poster-Session
  • Podiumsdiskussion: Moderierte Debatte ausgewählter Personen über eine Fragestellung (30 Min. Debatte + 15 Min. Diskussion mit Publikum)
  • Bericht: Berichte von Exkursionen, Forschungsprojekten oder Tagungen mit thematischem Bezug (15–20 Min.)
  • Workshop: Praktische Übung passend zum Thema oder bspw. zur Wissenschaftsvermittlung o. ä. (nur nach Absprache, da mind. 90 Min.)

Auf Anfrage sind ggf. auch weitere Formate möglich, schreibt uns dazu gerne eine Mail. Beiträge einreichen können Studierende aller Qualifikationsstufen vom Bachelor bis zur Promotion. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Studierende, die sich noch in einer frühen Phase ihres Studiums befinden, sind besonders zur Teilnahme aufgerufen und können auf Wunsch Feedback zu ihrem Abstract erhalten.

Sendet ein Abstract, in welchem ihr euer Thema vorstellt (maximal 500 Wörter), sowie eine Kurzbiographie von euch (maximal 150 Wörter) bis zum 10. September 2023 an institutsgruppe@musikwiss.uni-halle.de. Die Ergebnisse der Begutachtung aller eingereichten Abstracts werden etwa 14 Tage nach dem Ende der Frist bekanntgegeben und euch persönlich mitgeteilt. Bitte gebt auch an, welches Format euer Beitrag haben soll