Radikales Denken im Anthropozän – Theorien und Konzepte Kritischer Theorie

Internationale Konferenz

Graz, 26.-28.06.2025

Deadline: 20.02.2024

Was ist Kritik? Was kann Kritische Theorie für die Gesellschaft tun? Welche Formen der Kritik können im Spätkapitalismus Relevanz beanspruchen? Wie organisiert sich im 21. Jahrhundert eine kritische Öffentlichkeit? Wie ist kritisches Verhalten von politischen Ideologien und Verschwörungstheorien abzugrenzen? (siehe Fridays for Future, Querdenker, etc.) Was zeichnet kritisches Denken aus? Wie kann radikales Denken in der Praxis produktiv werden?

Die von 26.-28. Juni 2025 an der Universität Graz stattfindende Konferenz Theorien und Konzepte Kritischer Theorie widmet sich diesem Themenkomplex in unterschiedlichen theoretischen und praktischen Kontexten. Die interdisziplinär ausgelegte Tagung bildet die zweite Etappe des an der geisteswissenschaftlichen Fakultät angesiedelten institutsübergreifenden Forschungsprojektes Radikales Denken im Anthropozän, indem sie mit ihren Fragestellungen an die Tagung von 2023 anknüpft, die den unterschiedlichen disziplinären Zugängen zur Kritischen Theorie gewidmet war.

Ausgehend vom Begriff der Kritik, der mit weiteren aktuell-theorierelevanten Begriffen und Kategorien in produktive Konstellationen gebracht werden soll, werden Denk- und Handlungsmöglichkeiten von Kritik im Zusammenspiel von Theorie und Praxis reflektiert. Dabei sollen für die gesellschaftlichen und existentiellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts grundlegende Problemstellungen in den Blick genommen werden. Angesichts der globalen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen stehen Aktualität, Gesellschaftsrelevanz und Praxisbezug von Theorie im 21. Jahrhundert auf dem Prüfstand.

Keynotes

  • Rodrigo Duarte, Belo Horizonte, Brasilien
  • Lydia Goehr, New York City, USA
  • Sven Kramer, Lüneburg, Deutschland
  • Michael Thompson, New York City, USA

Conference Board (Universität Graz)

  • Stefan Baumgarten, Institut für Translationswissenschaft
  • Stefan Brandt, Institut für Amerikanistik
  • Juliane Jarke, BANDAS Center & Institut für Soziologie
  • Susanne Kogler, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft
  • Sonja Rinofner-Kreidl, Institut für Philosophie

Format
Die Konferenz ist im Workshop-Format organisiert. Folgende drei miteinander korrespondierende Themenspektren werden für die Workshops, denen die eingereichten Abstracts zugeordnet werden sollen, ins Auge gefasst:

• Workshop I: Sprache, Translation, Gesellschaft

In diesem Workshop werden diverse Formen und Konzepte von Kritik und Kommunikation einander gegenübergestellt und hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen wie Multikulturalität, Mehrsprachigkeit, Migration und moderner Kommunikationstechnologien untersucht. Dabei wird u.a. die kultur- und sprachspezifische Rezeption der ersten Generation der Frankfurter Schule in ihrer Historizität, Aktualität und in Hinblick auf ihr „afterlife“ thematisiert. Besonderes Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang der Technologie- und Ideologiekritik. Weitere in diesem Kontext relevante Kategorien umfassen Phänomene wie Inter- und Transkulturalität, Dekonstruktion und Text, Medialisierung und Multimodalität, Globalisierung und Kultur sowie genderspezifische Fragenkomplexe.

• Workshop II: Materialismus, Ästhetik, Politik

Die Frage nach dem (künstlerischen) „Material“ ist eine der mit Theodor. W. Adornos ästhetischer Theorie verbundenen Kernfragen. Sie ist auch in Hinblick auf die aktuelle Rezeption der Kritischen Theorie von zentraler Bedeutung. Mit der Frage nach Stellenwert, Beschaffenheit und Konzeptualisierung des Materiellen werden nicht zuletzt die marxistischen Wurzeln der Kritischen Theorie zur Diskussion gestellt, sondern auch deren konkrete politische und lebenspraktische Relevanz. In diesem Workshop werden Philosophie und sozialwissenschaftliche Kritik sowie (Historischer) Materialismus und (Neo-)Idealismus gegeneinander abgewogen. Von besonderem Interesse ist hier das Verhältnis von neuen Materialismen und Kritischer Theorie. Weitere relevante Themenfelder bilden (Welt)Literatur, Digitalisierung und Mediatisierung, Kunst und (Ideologie)Freiheit sowie (künstlerischer) Aktivismus und Politik.

• Workshop III: Mensch, Geist, Weltbeziehungen

Das Verhältnis von Wissenschaft und Kritik steht in diesem Workshop zur Diskussion, wobei die Frage nach der Rolle der Geisteswissenschaften für kritisches Denken und zukunftsverändernde Praxis einen zentralen, selbstreflexiven und -kritischen Fokus bildet. Unter anderem wird diskutiert, wie die Wissenschaft Begrifflichkeiten, Theorien und Argumente der Kritischen Theorie reflektieren und damit für ein besseres Leben, für ein radikales „wildes Denken“ fruchtbar machen kann, das unterschiedliche Realitätsbezüge, Kunstwelten, mitunter auch Anarchismen generiert. Dichotomes Denken, Post- und Transhumanismus sowie Anthropologie und Geschichte sind weitere mögliche Themenfelder. Auch das Verhältnis von Kritik und (Un)vernunft sowie Kritik, Empörung und Widerstand soll zur Diskussion gestellt werden.

Wir freuen uns auf Einsendungen von Abstracts (max. 300 Wörter) zu 20-minütigen Vorträgen zu den oben genannten Themenbereichen und Problemfeldern bis 20.02.2024 unter radikalesdenken(at)uni-graz.at. Wir freuen uns insbesondere auf zahlreiche Beiträge von Doktorand:innen und Nachwuchswissenschaftler:innen!

Die Abstracts sind in anonymisierter Form in englischer Sprache einzureichen, ein kurzer Lebenslauf (ca. 100 Wörter) ist beizulegen.

Über die Annahme entscheidet das Conference Board in einem anonymen Auswahlverfahren. Zu- und Absagen werden im Frühjahr 2024 versandt. Die Konferenz wird online gestreamt. Ausgewählte Beiträge werden voraussichtlich bei Palgrave Macmillan in englischer Sprache veröffentlicht.