Soziologie und Sozialgeschichte der Musik

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Musik ist stets ein gesellschaftliches Produkt und damit ein Stück soziale Wirklichkeit. Musiksoziologie untersucht die Produktions- und die Rezeptionsbedingungen von Musik, die gesellschaftlichen Zusammenhänge, in die sie eingebettet ist, und die Institutionen, die sie stützen. Musiksoziologie verfährt interdisziplinär: historisch, anthropologisch, semiotisch, empirisch, medientheoretisch. Ihre Kernfrage aber muss lauten: Wie hängen die klangliche Gestaltung und begriffliche Durchdringung einer konkreten musikalischen Form mit der sozialen Wirklichkeit zusammen, deren Teil sie ist? Damit stellt sie stets auch die Frage nach soziokulturell spezifischen und damit historisch gewordenen Musikpraktiken, -diskursen, -formen. Grundsätzlich ist jede Erscheinungsform von Musik, ob „populär“ oder „elitär“, historisch oder aktuell, ein potenzieller Untersuchungsgegenstand dieser Disziplin.

Die Fachgruppe „Soziologie und Sozialgeschichte der Musik“ wurde 1994 gegründet und bildet eine wichtige Brücke zwischen den seit Guido Adlers Grundlegung bis heute weithin getrennten Bereichen der Historischen und Systematischen Musikwissenschaft, denn sie „erkundet die ästhetischen und die sozialen Potentiale, die sich beim Musizieren und Wahrnehmen von Musik verschwistern. Sie ist sowohl eine historische als auch eine systematische Disziplin, mit der sozialen Einbettung von Musik in langfristige historische Prozesse ebenso befaßt wie mit der Klärung ihrer Funktionen innerhalb verschiedener kultureller Systeme.“ (Christian Kaden)

Die Fachgruppe versteht sich somit auch als Begegnungs- und Diskussionsstätte für alle an solchen Fragen interessierten Subdisziplinen der Musikwissenschaft und als Forum der Auseinandersetzung mit anderen Wissenschaften, insbesondere der Soziologie und der Sozialgeschichte, aber auch ethnologischen, kultur- und medienwissenschaftlichen oder philosophischen Disziplinen. Konkrete Forschungsgebiete umfassen – sowohl in synchroner wie in diachroner Perspektive – u. a.:

  • Rollenerwartungen und -zuweisungen (Musiker*innen, Zuhörer*innen, Kultteilnehmer*innen …), Inklusion und Exklusion (z. B. bei Subkulturen)
  • Funktionen von Musik in Alltag, Ritual, Konzert, Politik …
  • musikalische Medien der Produktion, Speicherung, Kommunikation und Distribution von der Knochenflöte bis zum Streaming
  • Wertesysteme jeder Art, von Kanonisierung bis zur Kommerzialisierung
  • materielle und ökologische Aspekte von Musikkulturen
  • nicht zuletzt die Frage, wie gesellschaftliche Gehalte, Erfahrungen, Ideologien und Identitäten in musikalischen Formen aufgehoben werden.

Ein aktuell zentraler Bezugspunkt der Fachgruppe ist die Erforschung der Wandlungen der gegenwärtigen Musikkultur durch die Digitalisierung. Andere Themen und Schwerpunktsetzungen sind nichtsdestoweniger ausdrücklich willkommen! Die Fachgruppe betrachtet außerdem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses als eines ihrer zentralen Anliegen und veranstaltet alle ein bis zwei Jahre Arbeitstagungen, in denen Nachwuchswissenschaftler*innen besonders willkommen sind, beispielsweise in der Vorstellung ihrer Projekte zu Qualifikationsschriften.

Kontakt

Mailingliste: https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/gfm.sozmus

Sprecher*innen

Prof. Dr. Corinna Herr
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
der Universität Koblenz-Landau
Postfach 20 16 02
56072 Koblenz
cherr@uni-koblenz.de

Prof. Dr. Carolin Stahrenberg
Anton-Bruckner-Privatuniversität
Hagenstraße 57
A-4040 Linz
carolin.stahrenberg@bruckneruni.at