Musikalische Schrift und Gender. Praktiken – Diskurse – Perspektiven

Tagung am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik 

30.06.-02.07.2022, Gießen

Deadline: 15.10.2021

Leitung: Dr. Gesa Finke und Dr. Julia Freund

Die Funktion musikalischer Schrift als Werk- und Denkzeug in kreativen Prozessen und die spezifischen medialen, schriftbildlichen Eigenschaften von Musiknotationen sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Schrift- und Notationsforschung gerückt worden. Genderbezogene Fragestellungen sind dabei weitgehend unberücksichtigt geblieben: Inwiefern ist das musikalische Schreiben als kulturelle Praxis geschlechtlich markiert? Wer hatte überhaupt wann welchen Zugang zu Schrift und der Praktik des musikalischen Schreibens? Und inwiefern handelt es sich im Fall von bildlichen Musiknotationen um mediale Objekte, in denen Körper- und Geschlechterbilder vermittelt werden? Ziel der Tagung ist es, diese ‚blinden Flecke‘ der Forschung grundlegend zu beleuchten und Erkenntnisse der musikbezogenen Schriftforschung sowie der Genderforschung produktiv zusammenzuführen.

Wir freuen uns über Beiträge zu folgenden Themenfeldern:

Vermittlung von Körper- und Geschlechterbildern in der Notation

  • Inwiefern werden in musikbezogenen (bildlichen/graphischen) Notationsformen Körper- und Geschlechterbilder erzeugt/performiert/wiederholt/verhandelt/gebrochen?
  • Was sind die impliziten bild- und kulturgeschichtlichen Voraussetzungen solcher Geschlechterbilder?
  • Welche theoretischen Ansätze und Denkfiguren können für die Analyse konkreter Notationsformen und -beispiele fruchtbar gemacht werden?

Schriftdiskurs und Gender

  • Geschlechterkodierungen von Schrift/Schreiben in musikbezogenen Diskursen: Inwiefern ist Schreiben als kulturelle Praxis geschlechtlich markiert und wie wird/wurde dies in der Musikkultur reflektiert?
  • Rolle von Schrift/Schreiben in künstlerischen Selbstbeschreibungen und Zuschreibungen
  • Hegemoniale Repräsentationen von musikalischer Schrift in (visuellen) Diskursen (auch über die Kategorie ‚gender‘ hinausführend)

Soziokulturelle Bedingungen des Schreibens

  • Aspekte genderspezifischer Zugänglichkeit zur musikalischen Schrift und die damit verknüpfte Teilhabe an der Musikkultur
  • schriftbezogene kulturelle Handlungsfelder wie das Komponieren, Drucken, Kopieren, Verlegen etc.

Es können Themenvorschläge aus allen Epochen und Musikkulturen eingereicht werden. Beiträge aus der Musik- und Notationsgeschichte des 17.–19. Jahrhunderts, der Musikethnologie sowie der Forschung populärer Musik sind explizit erwünscht.

Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftler_innen der Musikwissenschaft, Gender Studies sowie Kultur- und Geschichtswissenschaften. Beiträge von Nachwuchswissenschaftler_innen sind ausdrücklich erwünscht. Interessierte Wissenschaftler_innen werden gebeten, ein Abstract (250–300 Wörter) für einen 20-minütigen Vortrag einzureichen, und zwar bis zum 15. Oktober 2021 an Julia.Freund[at]musik.uni-giessen.de. Über die eingereichten Beiträge wird im November entschieden. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Wir bemühen uns um eine Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten. Eine Publikation ausgewählter Beiträge ist geplant.