„Was nicht in Schumanns Tagebüchern steht. Gerd Nauhaus zum 70. Geburtstag"

Bonn, 23.09.2012

Von Anja Manthey, Bonn – 12.06.2013 | „Gratulationssymposium mit Grußwort, Laudatio, Vorträgen, Klavierspiel, Wein, Brot, ‚Häppchen' und Gesang" lautete die Ankündigung auf dem Programm der Veranstaltung, die das StadtMuseum Bonn und sein Förderverein in Kooperation mit der Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf durchführte. Entsprechend handelte es sich hier weniger um einen rein wissenschaftlichen Informationsaustausch als vielmehr um ein Zusammentreffen freundschaftlich verbundener Weggenossen, die Wissenswertes auf unterhaltsame Weise vermittelten und der Beobachtung des Jubilars, „dass nämlich Schumann im allgemeinen verbindet und nicht trennt", - so zu lesen in der Laudatio, die er 2009 aus Anlass der Verleihung des Robert-Schumann-Preises auf Michael Struck und Reinhard Kapp gehalten hatte - noch einmal Nachdruck verliehen.

Das ehemalige Wohnhaus des Schumann-Zeitgenossen Ernst Moritz Arndt bot den atmosphärisch idealen Raum für die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit den wenigen Leerstellen im akribisch dokumentierten Leben des Komponisten. Nach der Begrüßung durch die Hausherrin Ingrid Bodsch und einem Grußwort von Reinhard Kapp hielt Michael Struck die Laudatio, die er „Ist es denn die Möglichkeit" betitelte. Die wissenschaftliche Würdigung des Schumannforschers fand hier ebenso Raum wie die privaten Erinnerungen an die großenteils abenteuerlichen Anfänge der Zusammenarbeit mit dem Robert-Schumann-Haus Zwickau Anfang der 80er Jahre. Ute Scholz las und kommentierte aus dem Briefwechsel Schumanns mit seiner Mutter, die oft genug Anlass zur Sorge hatte, ihm aber dennoch versicherte: „Mutterliebe ist unbegrenzt und ewig." Thomas Synofzik referierte über tagebuchlose Zeiten Robert Schumanns, in denen sein Leben „zum Theil aus der Zeitschrift zu sehen" war, und Helmut Loos beendete den ersten Programmteil mit einem Vortrag über Robert Schumann und die Musikstadt Leipzig: „Das verfluchte künstlerische Bewusstsein, das sie allesamt haben, und der infame göttliche Funken, von dem sie so oft lesen, die verderben alles".

Kazuko Ozawa und Matthias Wendt eröffneten den zweiten Teil mit dem humorvollen und natürlich rein spekulativen Versuch, der geheimnisvollen Tätigkeit auf die Spur zu kommen, die Schumann im Tagebuch andeutete: „'Robert, ich beschwöre Dich; das Eine thue es nicht mehr.' Dies hast Du gesagt und ich thu es dennoch". Klaus-Wolfgang Niemöller entwarf abschließend ein detailreiches Bild vom Köln der Schumannzeit, gestützt auf Reproduktionen zeitgenössischer Darstellungen.

„Unerhörtes von Robert und Clara Schumann" brachten im Anschluss Ina Maria Witoschynskyj und Joachim Draheim zu Gehör. Dazu gehörten sowohl vom Komponisten aussortierte Klavierstücke aus diversen Zyklen als auch Vorstudien zu solchen. Von Ingrid Bodsch initiiert folgte ein Musikalischer Überraschungsteil: „Sonntags am Rhein" in einer Fassung für Gesangsquartett mit Klavier, dargeboten von den „Bonner Operisten", sowie der Schlussteil mit dem Rheinweinlied aus der gleichnamigen Ouvertüre von Schumann. Den Klavierpart übernahm Jozef De Beenhouwer, der dann noch als spezielles Geschenk an Gerd Nauhaus den „Aufschwung" aus den Phantasiestücken op. 12 spielte.