„20. IGEB-Konferenz"

Coimbra, 12.-17.07.2012

Von Jörg Murschinski, Welzheim – 16.11.2012 | Die portugiesische Universitätsstadt Coimbra war der diesjährige Austragungsort der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGEB). Die Veranstaltung, die von Andre Granjo federführend organisiert wurde, dauerte vom 12. Bis 17. Juli und stand unter dem Generalmotto On the Border: Bridging the Path Between Tradition and Art. Diesmal nahmen insgesamt 39 Referenten aus 15 Ländern – insbesondere Musikwissenschaftler und Musikhistoriker, aber auch Orchesterpraktiker und Dirigenten – an dem Symposium teil und boten mit ihren Beiträgen ein breit gefächertes Themenspektrum.

Der gesamte erste Konferenztag sowie ein Teil des zweiten waren der Situation der Blasmusik in Portugal gewidmet. Helena Aveiro, Pedro de Sousa, Bruno Madureira, Luis dos Santos Cardoso, Lino Guerreiro, Jorge Campos, Rita Alcaire, Rodrigo Lacerda, Carla Raposeira sowie Andre Granjo und Rui Magno Pinto (alle aus Portugal) beleuchteten verschiedene Aspekte der Blasmusikszene ihres Heimatlandes. Darüber hinaus widmeten sich Patrick Hennessey (USA) und Keith Kinder (Kanada) den portugiesisch geprägten Blasorchestern auf Hawaii respektive in Hamilton/Ontario. Traditionell nimmt der Bereich der Würdigung einzelner Komponisten auf IGEB-Konferenzen einen beträchtlichen Raum ein. So wurden dieses Jahr die Biographien folgender Komponisten behandelt sowie deren Wirken und Bedeutung für die Blasmusik diskutiert: Stefan Marino (Anatoli Gabrov/Bulgarien), Boris Koshevnikov (Patrick Murphy/USA), Ralph Vaughan Williams (Robert Grechesky/USA), Heitor Villa-Lobos (Marcelo Jardim/Brasilien; Shawn Smith /USA), David Maslanka (Joseph Manfredo/USA), Haydn Wood (Jon Mitchell/USA), Howard Cable (John C. Reid/Kanada) und schließlich Michael Colgrass (Paul W. Popiel/USA).
Die weiteren Vorträge und Referate behandelten unterschiedlichste Themen, von den Trommlersignalen der französischen Armee im 18. Jahrhundert (Thierry Bouzard/Frankreich) bis zum Einfluss der Popmusik auf das zeitgenössische Blasorchesterrepertoire (Seth Wollem (USA). So wurden etwa die Bereiche Instrumentation (Leon J. Bly/Deutschland), Transkriptionen (Jörg Murschinski/Deutschland; Rytis Urniezius/Litauen), Musikausbildung (Maria Clara Vargas Cullel/Costa Rica; Evan Feldmann/USA; Damien Sagrillo/Luxemburg), Musikpraxis (Peter Ninaus/Österreich; Erik Janners/USA), Musikethnologie (Helmut Brenner; Malik Sharif/beide Österreich), Repertoire (Kari Laitinen/Finnland; Francis Pieters/Belgien), Blasmusikorganisationen (Bernhard Habla/Österreich), Militärmusik in Israel (Joseph Hartmann/Israel) sowie das Phänomen der „Bläserphilharmonie" (Manfred Heidler/Deutschland) näher untersucht.
Den Forschungsbereich der Harmoniemusik behandelten Mikolaj Rykowski (Polen) sowie David Gasche und Peter Heckl (beide Österreich). David Gasche wurde für seine Arbeit über die Harmoniemusik im Wien des 18. Jahrhunderts La Musique de circonstance pour Harmoniemusik à Vienne (1760-1820) mit dem Fritz-Thelen-Preis 2012 ausgezeichnet. Peter Heckl erhielt für seine Dissertation W. A. Mozarts Instrumentalkompositionen in Bearbeitungen für Harmoniemusik vor 1840 den Fritz-Thelen-Anerkennungspreis. Zahlreiche Konzerte und ein abwechslungsreiches Beiprogramm ergänzten die 20. IGEB-Konferenz und machten sie zu einer rundum gelungenen Veranstaltung.