5. Internationaler Kongress für Kirchenmusik

Bern, 21.-25.10.2015

Von Manfred Novak, Graz und Yookyung Nho-von Blumröder, Köln – 18.01.2016 | Wie soll Musik in der Kirche heute klingen, wie darf sie klingen angesichts der zunehmenden Entfremdung der Mehrheitsgesellschaft nicht nur von der Kirche, sondern auch von zeitgenössischer Musik? Wie positioniert sich Kirchenmusik (und damit Kirche, die sich in ihrer Musik ausdrückt und spiegelt) in dieser Gesellschaft? Soll bzw. will sie Erwartungshaltungen und Hörgewohnheiten bedienen, oder soll und darf sie durch ihre Kunst auch (ver)stören? Muss sie nicht sogar Gegenklänge und Widertöne einbringen, wenn sie nicht ihre Stimme und Relevanz in der Gesellschaft vollkommen verlieren möchte? Und enger, musikalischer gefragt: Wie verhält sich die künstlerische Freiheit und Aussage der Musik zu ritueller Funktionalität?

Es sind grundsätzliche, standortbestimmende Fragen, die sich der Kongress zum Thema gemacht hat und mit einem Schwerpunkt auf zeitgenössischer, hochkultureller Musik von dieser Seite aus beleuchtet hat. Wenn auch eine Beantwortung solcher Fragen in der Vergangenheit immer wieder unterschiedlich ausgefallen ist und auch heute Gegenstand unterschiedlicher Standpunkte ist, wenn eine endgültige Beantwortung wohl weder möglich noch wünschenswert ist, so ist es dem Kirchenmusikkongress gelungen, eine durchaus notwendige und wünschenswerte Gesprächsplattform in beeindruckender Breite zu bieten: Praktiker und Wissenschaftler aus Musik und Theologie, sowie Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften (Christkatholiken, Reformierte, Römisch-katholische, Juden) waren eingeladen, zum Kongress beizutragen und sich auszutauschen. Ebenso vielfältig waren die Formate des Programms: wissenschaftliche Referate, Workshops, Gottesdienste (Laudes, Mittagsandacht, Vesper) und Konzerte (je ein Abend- und ein Nachtkonzert sowie ein Orgelspaziergang als „Vorprogramm“ vor der offiziellen Eröffnung) füllten die Tage derart aus, dass in den Grußworten der abendlichen Eröffnungsfeier im Berner Münster augenzwinkernd eine den Teilnehmern abverlangte, fast übermenschliche Leistungsfähigkeit bemerkt wurde. Tatsächlich war es wohl eher so, dass je nach persönlichem Interesse und Biorhythmus aus dem reichhaltigen Angebot ausgewählt wurde.

Die gebotenen Konzerte und musikalisch reich gestalteten Gottesdienste gingen über ein musikalisches Rahmenprogramm weit hinaus und waren teils eng mit den Themen der Referate und Workshops verknüpft. Als „Kirchenmusikfestival“ mit vielen Uraufführungen (Kompositionsaufträgen des Kongresses), Schweizer Erstaufführungen und Gottesdienstformen abseits von Liturgie im strengen Sinn des Wortes wurden sie dem Ziel des Kongresses gerecht, Diskussionsstoff zu bieten sowie neue Musik und neue (Gottesdienst-)Formate vorzustellen. Der Mut zum Experiment, im Bewusstsein dass Experimente auch scheitern können, verlangt höchsten Respekt und ist eine Voraussetzung für Erkenntnis und Entwicklung. Demgegenüber steht die Tatsache, dass Musik für die gegenwärtigen liturgischen Rahmenbedingungen, zumindest aus katholischer Sicht, geringere Beachtung fand. Anders formuliert: Geistliche Musik im weiteren Sinne überwog deutlich gegenüber liturgischer Musik im engeren Sinne. Dem entsprach die feststellbare Tendenz, der Musik große Selbstständigkeit dem Ritus gegenüber, sogar bis hin zu einer den Ritus bestimmenden Selbständigkeit, zuzugestehen. Passagen im eröffnenden Festvortrag von Thomas Hürlimann, das Zweite Vatikanische Konzil (das ja in seiner Liturgiereform in aller Konsequenz der Musik und allen Ausführenden rituelle Relevanz und Berechtigung zuerkannt hatte, und in dessen Folge Musik als Klanggestalt des Ritus begriffen werden konnte) hätte mit der Tridentinischen Messe das größte Kunstwerk aller Zeiten zerstört, wiesen von Beginn an in diese Richtung. Entspringt die Suche nach neuen Formaten dem Bedürfnis, einer nicht für gegenwärtige rituelle Gegebenheiten komponierten, aber sehr wohl geistlich und theologisch relevanten Musik, eine (quasi-)rituelle Heimat im Kirchenraum zu geben?

Auch im ersten vormittäglichen Plenum (jeweils zwei Referate plus Podiumsdiskussion), das unter dem Titel „Funktionsäquivalenz von Musik und Religion“ stand, schien diese Tendenz durch, wenn das Referat von Lennart Dohms mit dem Zitat von Jörg Herchet Das Werk ist der Ritus (Untertitel: Neue geistliche Musik innerhalb und außerhalb der Kirche) überschrieben war und der zweite Referent des Vormittags, Roman Brotbeck, Karlheinz Stockhausen (dessen Werk einen starken, offen geistlichen Bezug hat, dessen einzige „liturgische“ Komposition für den römischen Ritus, Freude, für zwei Harfenistinnen geschrieben ist und in 40 Minuten den Pfingsthymnus Veni Creator Spiritus vertont) als bedeutendsten Kirchenmusikkomponisten des 20. Jahrhunderts wertet. Hier wurde eine Entfremdung der neuen geistlichen Musik vom rituellen Tun der Kirche festgestellt, gleichzeitig aber wurden auch Anknüpfungspunkte in der äquivalenten Funktion von Musik und Ritus bzw. Theologie gefunden: Ausgehend vom von Christopher Small geprägten Begriff „musicking“ sprach Lennart Dohms von einem Werkbegriff, der nicht das monolithische Kunstwerk, sondern die von interpersonaler Gemeinschaft abhängigen Handlungsbeziehungen zwischen Komponisten, Musikern und Zuhörern in den Blick nimmt und so zu einem Ausdruck der „kommenden Gemeinschaft“ werden kann. Das in diese Beziehung eingebundene „Werk“ dient der Verherrlichung Gottes, es nimmt Anteil an seiner Herrlichkeit, deren Inhalt die Herrschaftslosigkeit ist, die sich im Bild des am Sabbat untätigen Gottes und des leeren Throns ausdrückt. Das verherrlichende Tun des zum Sabbat strebenden Menschen findet Ausdruck in der „Verschwendung“, einer Verschwendung von Zeit in der Untätigkeit [bzw. im absichtslosen heiligen Spiel des Ritus], sowie einer Verschwendung musikalischer Mittel mancher Musik (vgl. die aufwändige Besetzung und ihren „ineffizienten“ bzw. „verschwenderischen“ Einsatz in Mark Andres Wunderzaichen). Andreas Marti verwies in der Diskussion darauf, dass die Aufgabe der Theologie die Religionskritik sei, wodurch sich sowohl Theologen als auch Komponisten außerhalb des etablierten Religionsraums befänden, und mit Gegenklängen über das Gewohnte, Alltägliche hinausführen sollten. Damit nahm er Bezug auf das Motto des Kongresses, „Der Kunst ausgesetzt“, und ergänzte es durch „Dem Evangelium ausgesetzt“.

Das Thema des zweiten Vormittags war „Neue geistliche Musik in Geschichte und Gegenwart“. Klaus Pietschmann (Tradition, Reform, Innovation: Kirchenmusik im Spannungsfeld von Geschichtlichkeit und Gegenwärtigkeit) gab exemplarisch einen Überblick über verschiedene Stationen liturgischer Reformen der katholischen Kirche, und stellte fest, dass sich alle Reformen punktuell bremsend, langfristig jedoch stimulierend sowohl auf die professionelle Kirchenmusik als auch auf das Kirchenlied und den Gemeindegesang auswirkten. Im Anschluss kamen mit Daniel Glaus und Lukas Langlotz zwei Komponisten zu Wort, die neue Kompositionen für den Kongress geschrieben hatten. Ruach-Echoraum – Sinfonie für Stimmen von Glaus wurde im Abendkonzert am 23. Oktober uraufgeführt, Gebet von Langlotz war die Musik des ökumenischen Schlussgottesdienstes am Vormittag des 25. Oktobers. Die unterschiedliche Bestimmung der Kompositionen – die eine für das Konzert, die andere für die Liturgie – fand ihren Widerhall in den unterschiedlichen Stellungnahmen der beiden Komponisten in der anschließenden Diskussion. Glaus betonte, er schreibe nicht liturgische Musik, sondern Musik, und mit der Aussage, er glaube an die Kunst, schloss er inhaltlich an den Eröffnungsvortrag Hürlimanns an, der seine Zuhörer dazu aufgerufen hatte, Kunstgläubige zu sein und wenn schon nicht der Religion, so doch der Kunst die Treue zu halten. Langlotz bekannte Interesse an der Teilwerdung der Gemeinde und an einer ursprünglichen, engen gemeinsamen Planung von Komponisten und Liturgen bei der Entstehung neuer liturgischer Musik. Bereits in seinem Vortrag hatte dieser von gottesdienstlicher Musik als Teil einer Gesamtheit gesprochen, die aus verschiedenen Elementen wie Text, Raum, Licht, Akustik, Bildern und Musik besteht. Glaus äußerte Zweifel am Prinzip der aktiven Beteiligung der Gemeinde und trat für deren Anteilnahme in einer zuhörenden Rolle ein, womit er den schon länger diskutierten Aspekt des „aktiven Hörens“ ins Gespräch brachte. Der Widerspruch in der für das Auditorium geöffneten Diskussion war beträchtlich. Bemerkenswert war jedoch die Tatsache, dass unabhängig vom jeweiligen Standpunkt Aspekte der „Aktivierung“ und „pädagogische Konzepte“ im Vordergrund standen und die eigentliche, theologische Grundlage, die Feier der Liturgie als die Aufgabe und das Tun aller Getauften, in den Hintergrund trat. Liegt in dieser vom rituellen Geschehen und seiner theologischen Begründung abgelösten Sicht der Gemeindebeteiligung eine Parallele zu der erwähnten Selbständigkeit der Musik im Gottesdienst?

Am dritten Tag machten sich durch den reduzierten Besuch des Plenums erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar; die Energie der Teilnehmer war offenbar doch nicht unerschöpflich. So versäumten manche einen überaus innovativen Vormittag zum Thema „Theologie der Musik, Musik der Liturgie“, das von reformierter wie auch von katholischer Seite beleuchtet wurde (der geplante Beitrag zur jüdischen Sicht auf das Thema musste leider krankheitsbedingt entfallen). Die Vortragenden waren sich einig über das weitgehende Fehlen einer Musiktheologie, das im Hinblick auf deren praktische Bedeutung umso mehr erstaunt: Immerhin wird in (fast) jedem Gottesdienst musiziert. Matthias Zeindler bemerkte in seiner Einleitung den hohen Anteil an nicht gottesdienstlicher Musik am Kongress und den notwendig weiten Rahmen, den die Organisatoren damit abgesteckt hatten. Dieser Rahmen wurde von Andreas Berg in seinem Ansatz, eine Musiktheologie zu entwickeln (Klingende Asche, tönender Staub. Musiktheologische Überlegungen aus protestantischer Perspektive), zusätzlich erweitert, indem er folgerichtig eine Theologie der Musik nicht auf Kirchenmusik beschränkte. Die Spannung zwischen den beiden Polen, die Musik von Gott her oder aber vom Menschen her zu begründen, hielt er offen. Von diesen beiden Polen her ließe sich eine Theologie der Musik nicht entwickeln, in der Praxis begegne man meist einer Mittelposition. Die Religiosität oder das religiöse Erleben der Musik liege nicht in ihr selbst begründet, sondern sei abhängig von ihrer Rezeption, liege also in ihrer Hermeneutik: Nicht das Gehörte sei entscheidend, sondern die Hörenden. Für die gottesdienstliche Praxis empfahl er keine Hermeneutik über rationale Erläuterungen, sondern die Einbettung der Musik in die übrigen liturgischen Äußerungen und Handlungen sowie ein kraftvolles, poetisches textliches Gegenüber. Zuvor hatte Zeindler einen Überblick über die unterschiedlichen Musikauffassungen von Luther, Zwingli und Calvin gegeben, bevor Alois Koch über das katholische Verhältnis zur Musik in der Liturgie referierte. Typisch dafür wäre seit der erstmaligen Formulierung von Rahmenbedingungen für die Musik in der Liturgie auf dem Konzil von Trient die Abgrenzung vom Weltlichen (Nil impurum aut lascivum. Fragen zur musikalischen Theologie der katholischen Kirche war der Titel seines Beitrags), ohne jedoch eine Theologie der Musik zu entwickeln. Mit dieser Abgrenzung gingen Stilideale bzw. -verbote einher, die nach ihrem Wegfall am Zweiten Vatikanischen Konzil zu einem bislang unbekannten Stilpluralismus geführt hätten. Das letzte Konzil hätte stattdessen die Anforderungen an die Musik von ihrem Bezug auf die liturgische Handlung her formuliert. Einzig Joseph Ratzinger habe eine Annäherung an eine Theologie der Musik über den Logos-Begriff versucht.

An den Nachmittagen wurde zu verschiedenen, parallel stattfindenden Workshops eingeladen, die teilweise Kontrapunkte zum Schwerpunktthema boten. Hier fand man auch Veranstaltungen zu konkret liturgischer Musik (z. B. aus Gemeindegesangsbüchern), zum Singen mit Familien, Jugendlichen oder ganz allgemein mit Gottesdienstgemeinden, stilistisch breit gefächert von Hip-Hop bis zur zeitgenössischen E-Musik, von älterer, traditioneller Musik bis zu neuem Liedgut. Auch dem Instrument Orgel war eine Veranstaltung gewidmet (Welche Orgel braucht die Zukunft? Tendenzen im zeitgenössischen Orgelbau), bei der Vertreter schweizerischer Orgelbaufirmen Innovationen im Orgelbau der letzten Jahre vorstellten. Hier war wiederum der Querbezug zu Konzerten und Gottesdiensten gegeben, in denen man Instrumente wie die winddynamischen Orgeln im Berner Münster und in der Synagoge, sowie die Viertelton-Orgel in der Christengemeinschaft hören konnte, und im Haus der Religionen wurden die „Himmelspfeifen“, ein orgelähnliches Instrument, vorgestellt. Die Kurzreferate und die anschließende Diskussion zwischen Orgelbauern, Komponisten, Organisten und auch dem Auditorium offenbarte eine beeindruckende Palette an Ideen, deren tatsächliche Realisierung viel öfter eine Frage der finanziellen als der technischen Machbarkeit ist. Bei den Wünschen der heutigen Komponisten und Musiker an eine „Orgel der Zukunft“ stand im Gegensatz zu konkreten instrumentenbaulichen Vorstellungen, wie sie beispielsweise noch György Ligeti oder Arnold Schönberg geäußert hatten, die grundsätzliche (traditionelle) handwerkliche und klangliche Qualität an allererster Stelle, während eine weitere technische Erweiterung, die sich mit den Mitteln heutiger Elektronik ins uferlose steigern ließe und die Orgel in die Nähe des Synthesizers rückte, als wenig reizvoll empfunden wurde. Wenn man eine sensible, klanglich inspirierende Orgel zur Verfügung hat, lebt man offenbar gerne auch mit ihren Beschränkungen und findet immer noch bislang ungenutztes kompositorisches Potenzial für neue Orgelmusik.

Am Nachmittag des 23. Oktober fand ein Forschungskolloquium statt, auf dem DoktorandInnen und HabilitandInnen ihre laufenden Arbeiten vorstellten. Das Forschungskolloquium (auf Deutsch und Englisch) bot jungen Forschenden Gelegenheit, ihre Beschäftigungen im Schnittbereich von Musikwissenschaft, Kirchenmusik, Religionswissenschaft, Theologie und Liturgie zu präsentieren. Die 11 Teilnehmer wurden bereits über Monate hinweg von Dr. Katrin Kusmierz per Mail betreut und stammten aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien, Süd-Korea, USA, Russland und Syrien. Nach einer Begrüßung und persönlichen Vorstellungen wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt: Florian Besthorn (Musikwissenschaftliches Seminar, Universität Basel), Jörg Widmanns Messe für das Babylonische 21. Jahrhundert, Yookyung Nho-von Blumröder (Musikwissenschaftliches Institut, Universität zu Köln), Suche nach dem demütigen Licht: Younghi Pagh-Paans In luce amblemus 2007, Stephanie Budwey (Kirchliche Hochschule Wuppertal) The Suprasexual Body of Christ: Moving Beyond the Male/Female Binary in Liturgy, Julia Koll (Seminar für Praktische Theologie, Universität Göttingen), Kirchenmusikalische Gruppen als Praktiken der Selbsttranszendenz, Manfred Novak (Kunstuniversität Graz), Liturgische Komposition mit Gemeindebeteiligung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gehörten zu der Gruppe 1, unddie Gruppe 2 wurde gebildet mit Claudia Heiden (Ev. Studienwerk Villigst), Die Offiziumsliturgie der Windesheimer Kongregation, Irene Holzer (Musikwissenschaftliches Seminar, Universität Basel), Liturgical Bodies in Motion-Klangliche Gestik und visueller Gesang in der mittelalterlichen Visitatio Sepulchri, Giuseppina Crescenzo (Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar), Das jüngste Gericht in der geistlichen Kantate der Barockzeit in Italien, Simeon Thompson (Universität Bern und Hochschule der Künste Bern), Händels Judas Maccabaeus in der Textbearbeitung Hermann Burtes als Beispiel für die Ambivalenzen der NS-deutschen Kultur im Umgang mit geistlichen Stoffen, Karina Zybina (Universität Mozarteum, Salzburg), Textdarstellung und Form in den Sakramentslitaneien von Wolfgang Amadeus Mozart: Versuch einer Kontextualisierung, Maher Farkouh (HMT Rostock) Die Madroshe der westsyrischen Kirche: Eine analytische und vergleichende Studie.

Der ein fast 4000köpfiges Publikum, 8 Uraufführungen, Werke von 50 Komponistinnen und Komponisten und rund 600 Ausführende umfassende 5. Internationale Kongress für Kirchenmusik 2015 war von einer besonderen Lebendigkeit und Offenheit geprägt. Die vielfältigen inhaltlichen Verbindungen von Plenumsreferaten, Konzerten, Gottesdiensten und Workshops zeugen von einer detailliert durchdachten Planung und Organisation des Kongresses durch den „Verein 5. Internationaler Kongress für Kirchenmusik Bern 2015“. Die Bandbreite der in diesem Verein versammelten Personen und Institutionen (Hochschule der Künste Bern, Universität Bern, Kompetenzzentrum Liturgik der Theologischen Fakultät der Universität Bern, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Christkatholische Kirchgemeinde Bern, Katholische Kirche Region Bern) fand ihren Widerhall in der Einladung der Vortragenden aus verschiedenen Fachrichtungen und Glaubensgemeinschaften sowie den beteiligten Kirchgemeinden. Der bei so vielen Partnern notwendige Gesprächsprozess in der Vorbereitung des Kongresses schien Programm geworden zu sein: Es wurde bewusst Wert darauf gelegt, Zeit für Gespräche und Diskussionen zu reservieren, sowohl in den Plenumsveranstaltungen, in denen die Podiumsdiskussion immer auch für die Zuhörer geöffnet wurde, als auch in den Workshops, von denen viele sehr kommunikativ und interaktiv ausgelegt waren. Die unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven konnten in mehrfacher Hinsicht inspirierend wirken: als Anstoß, als neuer Horizont, als Bestätigung oder auch als Korrektiv für das eigene Denken. So konnte auf dem Kongress tatsächlich realisiert werden, was sein Initiator Daniel Glaus und sein Präsident Thomas Gartmann als Ziele formuliert hatten: Brücken zu bauen und Tage intensiver Begegnung zu ermöglichen, an denen man einander das Ohr zuneigt und an denen aus der Nähe Reibung, aber auch Wärme entsteht.Eine Publikation der wichtigsten Beiträge, ergänzt um Kommentare zu Lukas Langlotz‘ Gebet erscheint in der Reihe „Publikationen der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft“, Serie II, im Verlag Peter Lang.