„Messiah“ – Händels berühmtes Meisterwerk

Halle, 21.-23.09.2021

Von Milan Schomber, Detmold – 24.10.2021 | Der dreitägige, alle zwei Jahre stattfindende Studienkurs der Stiftung Händel-Haus in Halle an der Saale setzte in diesem Jahr den Fokus auf den Messiah, Händels wohl berühmtestes und bis heute am meisten aufgeführtes Oratorium. Er komponierte es innerhalb weniger Wochen 1741 auf der Basis eines Librettos von Charles Jennens.

Für zehn Studierende der Musikwissenschaft von den Universitäten beziehungsweise Musikhochschulen aus Hamburg, Essen, Wien und Paderborn bot sich die Möglichkeit, namhafte HändelforscherInnen kennenzulernen, um sich mit den Möglichkeiten, aber auch Problemen des Edierens, der Aufführungspraxis und der Rezeptionsgeschichte des Werks auf Tonträgern zu befassen.

Der Kurs fand dieses Jahr im Kammermusiksaal der Stiftung Händel-Haus statt, der genug Raum bot, den unter Pandemiebedingungen gebotenen Abstand zu wahren. Der erste Tag begann mit einer Begrüßung durch die Organisatorin des Studienkurses, Konstanze Musketa, die Leiterin der Bibliothek der Stiftung. Wolfgang Hirschmann, Lehrstuhlinhaber für Historische Musikwissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg, richtete ein Grußwort an die Teilnehmenden des Studienkurses, ebenso Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händel-Festspiele Halle.

Danach führte Annette Landgraf, Redakteurin der Hallischen Händel-Ausgabe (HHA), entlang der verschiedenen historischen und zeitgenössischen Editionen den Studienkurs in die Tätigkeiten der HHA ein. Durch die unmittelbare Begutachtung der teils jahrhundertealten Editionen wurde den Teilnehmenden historische Editionspraxis unmittelbar gegenwärtig. Es folgte ein Rundgang durch die Redaktionsräume der HHA, bei dem die Teilnehmenden den RedakteurInnen und EditorInnen bei ihrem Tagewerk über die Schulter schauen durften. Im Anschluss führte Musketa durch das Verwaltungsgebäude der Stiftung, und Jens Wehmann zeigte dem Kurs eine wertvolle Archivalie der Stiftung, bei der es sich um eine Abschrift einer Händel-Arie handelte, die zu Lebzeiten des Komponisten angefertigt wurde.

Unter der Leitung von Matthew Gardner fand das Seminar zur Editionspraxis statt, in dem dieser zunächst in die Musikeditionswissenschaften einführte und das Vorgehen bei einer Edition am Beispiel der HHA beschrieb. Er sprach über Bandaufbau, Richtlinien, Werkzeuge, Ressourcen, Quellenkataloge, Sammlungen, Quellenautopsie und die editorischen Herausforderungen des Messiah, welche die KursteilnehmerInnen selbst anhand einer selbständig angefertigten Edition der Sopranarie „I know that my redeemer liveth“ praktisch kennenlernen konnten. Zum Abschluss des Tages hielten Kim Grote und Jörg Holzmann aus Leipzig einen gemeinsamen Vortrag mit dem Titel „Wunderbares und Zauberhaftes in Händels Opern und Oratorien“.

Der zweite Tag begann mit der Fortsetzung des Editionspraxisseminars, bei dem der Fokus nun auf der Erstellung des kritischen Berichts lag. Auch über die neuen Möglichkeiten, welche die digitale Edition bietet, gab Gardner Auskunft. Nach Abschluss dieses Seminars führte Karl Altenburg durch die Dauerausstellungen „Händel, der Europäer“ sowie die Sonderausstellung „Runter vom Sockel“, die Altenburg mit einer Vielzahl von zusätzlichen Informationen und interessanten Anekdoten anreicherte. Danach berichtete Ulrich Etscheit, Leiter der Abteilung Promotion Bühne und Orchester des Bärenreiter Verlags Kassel, von seiner Arbeit im Verlag, der die HHA schließlich publiziert, und stellte sich den Fragen der Kursteilnehmenden. Anschließend führte Roland Hentzschel in die Arbeitsfelder eines Museumsrestaurators ein und gewährte dem Studienkurs Einblicke in die Werkstatt der Stiftung. Dort arbeitet Hentzschel aktuell unter anderem an der Restaurierung eines Orgelpositivs und eines Cembalos. Der zweite Tag wurde durch einen Vortrag des Diskologen Martin Elste beschlossen, der über die Geschichte des Messiah auf Tonträgern berichtete.

Der dritte und letzte Tag begann mit einem Seminar zur Händeldiskographie, das ebenfalls von Elste geleitet wurde und vorrangig Problemfälle bei der Diskographierung von Tonträgern beleuchtete. Im Anschluss führte Musketa durch die Ausstellung Musikstadt Halle im Wilhelm-Friedemann-Bach Haus, die neben dem ältesten Bach-Sohn auch anderen wichtigen Musikerpersönlichkeiten der Stadt wie Samuel Scheidt, Johann Friedrich Reichardt, Carl Loewe und Robert Franz gewidmet ist. Petra Burmann, Theorbistin und Instrumentalpädagogin, hielt das Seminar zur Aufführungspraxis von Zupfinstrumenten im 17. und 18. Jahrhundert, bei dem es zum spontanen gemeinsamen Musizieren mit ihr und Studierenden am Cembalo und Gesang kam.

Mit der abschließenden gemeinsamen Auswertung des Studienkurses, bei der die Teilnehmenden sich nahezu ausschließlich positiv über inhaltliche und fachliche Aspekte der Veranstaltung äußerten und Musketa herzlich für die Organisation dankten, endete der letzte Tag.